Erleben Sie die Lichtenberger® Methode nach Gisela Rohmert mit Constanze Albrecht in Dresden und in Köln.
Zur Methode:
Auf der Grundlage von Forschungen
am „Lichtenberger® Institut für angewandte Stimmphysiologie“ wurden
Erkenntnisse über die Wechselbeziehungen zwischen Klang und Körper
gewonnen. Eine eigens daraus entwickelte Pädagogik basiert auf
Stimulationen, die den Klang und dessen differenzierte Wahrnehmung in
den Mittelpunkt rücken. Klangverständnis in Verbindung mit
Körperbewusstsein öffnen den Weg für eine funktionale Selbstregulation.
Wenn es gelingt in sensorische Beziehung zur eigenen
Stimmfunktion zu treten, wird die Qualität des Stimmklangs positiv
beeinflusst. Sowohl Laien als auch professionelle Sänger/- und Sprecher/innen
erleben ihre Stimme als vibrationsreicher und tragfähiger bei
gleichzeitiger Verringerung der körperlichen Anstrengung.
Constanze Albrecht
ist Diplomgesangspädagogin und -sängerin sowie Stimmbildnerin der Lichtenberger® Methode. Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit als Konzertsängerin gibt sie spezielle Seminare für Menschen in Sprechberufen wie SchulleiterInnen, RednerInnen und Führungskräfte in Unternehmen. Sie war bisher Dozentin für funktionale Stimmbildung an den Universitäten zu Köln, Dresden und Oppeln/Polen, an den Logopädieschulen in Heidelberg und Mannheim, an Lehrer-Fortbildungsinstituten wie dem Pädagogischen Zentrum in Hessen, dem Sächsischen Bildungsinstitut Dresden und der Bezirksregierung Köln. Weiterhin ist sie Stimmbildnerin in mehreren Chören. Vor einigen Jahren hat sie sich entschlossen, ein Zweitstudium (Humanmedizin) aufzunehmen. Sie befindet sich derzeit im Praktischen Jahr.
Interview mit Constanze Albrecht zur Lichtenberger® Methode:
Fragen: Genoveva dos Santos, Musikhochschule Düsseldorf
Seit wann arbeiten Sie mit der Lichtenberger Methodik?
Zunächst einmal: Der richtige und auch geschützte Name ist Lichtenberger® Methode nach Gisela Rohmert. Im Februar 1998 lernte ich diese kennen, als ich einen Kurs in einem Feldenkrais-Zentrum belegte. Ich suchte Alternativen zu klassischen Gesangsmethoden, da mir Heiserkeit und Halsschmerzen nach dem Singen zu schaffen machten.
Wie sind Sie darauf aufmerksam geworden?
Für meine Diplom-Arbeit: „Über die Anwendbarkeit körpersensibilisierender Methoden zur Erschließung der Singstimme“ habe ich unterschiedliche Literatur studiert, so auch „Der Sänger auf dem Weg zum Klang“ von Gisela Rohmert.
Was fehlt einem Sänger im konservativen Studium: - in Hinblick auf die Sprechstimme? - in Hinblick auf die Sängerstimme?
Ich möchte das nicht trennen. Für beide „Phonationsarten“ wird das gleiche Organ genutzt. Sprechen und Singen profitieren voneinander. Es wäre einseitig, Probleme der Sprechstimme nur mit Sprechübungen lösen zu wollen: Das volle Potenzial des Kehlkopfes entfaltet sich im Singen. So wird sich die „Teilfunktion Sprechen“ mit der Sing-Funktion entwickeln. Wiederum kann das Singen z.B. vom spontanen Stimmeinsatz, den wir beim Sprechen kennen, profitieren. Die entscheidende Verbindung ist die sensorische Beziehung zur eigenen Stimmfunktion. Das habe ich in meinem Studium vermisst.
Welche Voraussetzungen müssen erfüllt werden, um eine Ausbildung am "Lichtenberger Institut für angewandte Stimmphysiologie" zu absolvieren? Muss man Sänger sein, um sich mit dieser Methode befassen zu können?
Die Menschen, die am Lichtenberger® Institut eine Fortbildung machen, kommen aus allen Berufsgruppen. Gemeinsam ist Ihnen Experimentierfreude, Interesse an komplexen Einsichten in die Stimmfunktion und die tiefe Sehnsucht nach Leichtigkeit bei der Musikausübung.
Stellt es eine Gefahr dar, dass Nicht-Sänger mit Sängern arbeiten?
Die Lichtenberger® Klangarbeit bietet in der gesangspädagogischen Landschaft grundsätzlich andere Herangehensweisen. Ein zentraler Punkt ist beispielsweise die Förderung der funktionalen Selbstregulation. Dafür bedarf es einer speziellen Körper- und Klang-Wahrnehmungsschulung. Es geht nicht darum, Muskeln zu trainieren, sondern klangfreundliches Gewebe für Schwingungen zur Verfügung zu stellen. So wird man selbst mehr und mehr zum Klangkörper und weniger zur Klang-Produktionsstätte. Diejenigen, die vom Lichtenberger® Institut nach der Ausbildung eine Lehrbefähigung erhalten und anschließend in die Lehrer-Liste aufgenommen werden, sind in der Lage diese „Verfahren“ anzuleiten. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie künstlerisch singen oder nicht.
Welche Rolle spielt der Lehrer in dieser Methode?
Der
funktional geschulte Lehrer ist der Dialogpartner des Schülers. Er
stellt ihm Fragen, die er sich selbst nicht stellen kann, aber nur von
ihm beantwortet werden können. Die Fragen ergeben sich aus dem
gelieferten Klang. Er gibt Auskunft über die Stimmfunktion und den
Umgang des Schülers mit sich selbst. Gezielt gestellte Fragen (keine
Anweisungen!), führen den Schüler zu Einsichten, die ihn zu einem
echten Lernen befähigen. Letztendlich führen Lehrer und Schüler einen
Dialog mit einer inneren Instanz, die sich selbst regulieren kann. Bedingungen
für Selbstregulation sind „Tugenden“ wie Beiläufigkeit, Vertrauen,
Erlebensfähigkeit und das Aufgeben von Kontrolle und Beurteilung.
Wieso wird nicht vorgesungen?
Während
meines nunmehr fast 10jährigen intensiven Kontaktes zum Lichtenberger®
Institut wurde mehr vorgesungen als während meines Gesangsstudiums. Im
Gegenteil: Mir ist in der klassischen Gesangsmethode oft eine Scheu
vorm Vorsingen begegnet, aus Sorge, man könnte ein Vorbild kopieren. Bei
der Lichtenberger® Arbeit wird Vorsingen sogar gelegentlich als
akustische Stimulans genutzt. Es kann nichts Besseres passieren, als
sich von einer funktional hoch entwickelten Stimme beeinflussen zu
lassen.
Was unterscheidet die Lichtenberger® Methode von der konservativen Gesangspädagogik?
Zunächst
einmal ist mir wichtig, keine Rechnung aufzumachen. Ich persönlich war
in meiner Entwicklung an Grenzen gestoßen und habe mir Hilfe gesucht.
Viele Menschen spricht die Lichtenberger® Methode an, da sie
Möglichkeiten aufzeigt, mehr Klang mit weniger Anstrengung zu erhalten. Menschen,
die lieber konkrete Anweisungen wünschen und sich nicht so gerne
intensiv mit sich auseinandersetzen, können Anfangsschwierigkeiten mit
der Methode haben. Aus Sicht der Kehlkopfentwicklung muss ich
jedoch sagen, dass mir in meinem Leben bisher nichts Plausibleres,
Einfacheres und Effizienteres begegnet ist als die Lichtenberger®
Methode. Bei gängigen Gesangsmethoden geht es oft um die Frage: Was
mache ich mit dem Klang/der Stimme, damit sie z.B. tragfähiger wird.
Die Lichtenberger® Methode geht der Frage nach: Was macht der Klang mit
mir? Durch die Suche nach Antworten wächst die Klangbeziehung des
Sängers und das hat weit reichende Folgen für die Qualität seines
Stimmklangs.
Wie zeichnet sich die Arbeit mit Sängern mit Hilfe der Methode aus? Welche Problematiken ergeben sich - für den Sänger im Konflikt mit seiner Technik/seinen Gewohnheiten/ Vorschriften?
Es
kommt darauf an, welche Fragen der Sänger hat und wie offen er ist,
sich auf Neues einzulassen, aber auch wie groß die Not ist, denn ohne
sie wollen die Wenigsten etwas umstellen. Auch spielt eine Rolle, wie
frei der Sänger ist, der neuen Methode Zeit zur Entwicklung zu geben.
Man muss davon ausgehen, dass die Lichtenberger® Methode dem Sänger
zwar sofort Erleichterung verschafft, aber er diese nicht gleich 1zu1
auf der Bühne umsetzen kann. Meistens haben Sänger einen guten
Bezug zu sich und können Angebote oft schnell umsetzen. Die
Hauptumstellung, die Jahre dauert, ist grundsätzlicher: die Entwicklung vom Klangproduzenten zum -empfänger. Wenn wir selbst zum Empfangsorgan für den eigenen Klang werden, hat das auf unsere Klangqualität entscheidenden Einfluss.
- ist sie im Bühnenleben und in der Gesangsliteratur umsetzbar?
Die
Art, wie Sänger auf der Bühne stehen, wird sich ändern. Möglicherweise
haben sie dann mehr Interesse an einer inneren Lebendigkeit als an
einer veräußerlichten. Auf das „normale“ Publikum hat das oft starke
Wirkungen. In Ihren Rückmeldungen nach Konzerten äußern sie z.B.
weniger: „Sie waren toll“ sondern mehr: „Als Sie gesungen haben, habe
ich Folgendes gespürt...(z.B. hat es bei mir im Ohr vibriert...)“ Sie berichten also mehr von sich. Kann man das Publikum schöner berühren? Mich befriedigt diese Art der Rückmeldung zutiefst. Menschen,
die programmatisch zuhören, also Juroren, Agenten, Intendanten,
Regisseure können einen Verlust empfinden in Erwartung der üblichen
Show. Gleichzeitig bekommen sie (wenn es gut läuft)l einen Klang
geliefert, der sehr schwingungsreich und dabei mühelos ist – einen
Klang, den man selten hört. Momentan können das noch Wenige
wertschätzen. Mit anderen Worten: der Sänger kann sich im
professionellen Alltag im Konflikt zwischen klangorientierter Singweise
und den Erwartungen der musikalischen Leistungsgesellschaft befinden. Diese Problematik ist in Lichtenberg bekannt. Aber
das Thema dort ist: Die optimale Entfaltung der Stimmfunktion und
nicht: Wie kommen Sänger im momentanen Berufsalltag zurecht? Die
Bedingungen, die eine Stimme zur Entwicklung braucht, stehen oft in
krassem Gegensatz zu den Arbeitsbedingungen der Sänger am Theater:
Konkurrenzdruck, Leistungsdruck, Erwartungsdruck. Visionär
gesprochen müssen nicht die Sänger sich anpassen, sondern das Geschäft
muss sich ändern, will man die Gesundheit der Stimmfunktion fördern.
- ist sie ergänzend oder nimmt sie den gesamten Raum ein?
Wenn
man kennengelernt hat, wie leicht es sein kann, „lichtenbergisch“ zu
singen, möchte man das nicht mehr missen. Es geht auch nicht mehr
anders. Meistens geht die Arbeit mit einschneidenden AHA-Erlebnissen
und tieferen Einsichten in die Stimmfunktion und mit echtem Wachstum
der eigenen Klang-Körper-Beziehung einher. Das kann man gar nicht
abschütteln. Auf der Bühne wird man versuchen, die Verfahren zu
verbinden, was wie schon besprochen, nicht konfliktfrei und damit
schwierig ist.
Wird die Stimme “befreit“?
Nicht
nur der Kehlkopf - der ganze Körper wird mehr und mehr durchlässig,
das heißt vibrationsfähig und damit klangfreundlich. Ich selbst war zu
Beginn meiner Lichtenberger® Ausbildung oft zu Tränen gerührt, wie
einfach Singen sein kann bei einem Klangergebnis, das ich mir vorher
nicht vorstellen konnte.
Wirkt es sich auf die Ästhetik aus?
Ja,
der Stimmklang wird schwingungs-, auch obertonreicher und damit
tragfähiger bzw. räumlicher bei gleichzeitiger Verringerung der
körperlichen Anstrengung.
Nach welchen Prinzipien arbeitet man mit dem Sänger?
Es werden zunächst in bequemer Tonlage Eintonübungen gemacht mit Vokalwechsel: In der Mittellage OAO, in der Tiefe AOA und in der Höhe UOU. Die
Übungen sind bewusst einfach, damit Klangstrukturen leichter erkannt
werden können. Kaskaden und Arpeggien werden seltener thematisiert.
Nicht äußere Bewegung sondern innere Lebendigkeit des Klanges soll
entwickelt werden. So können dann auch schnellere Passagen geübt
werden. Man versucht dann im gleichen Zustand zu bleiben.
Welchen Unterschied gibt es zwischen der Arbeit an der Sprache und der Arbeit am Gesang? Was bewirkt die Arbeit mit der Lichtenberger® Methode im Hinblick auf die Sprechstimme?
Wie oben erwähnt werden beide Funktionen vom gleichen Organ, dem Kehlkopf, erfüllt. Die großen Themen „Klang-Körper-Wahrnehmungsschulung“ und „Schwingungsbeziehung“ bleiben die gleichen. Die
Sprechstimme profitiert beispielsweise von der Singstimme, wenn die
Kopf- und Bruststimmfunktion beide wie beim Singen verbunden werden
oder wenn die Vokale wie beim Singen gedehnter empfunden werden. Die
Singstimme kann vom Sprechen z.B. die Glissando-Fähigkeit lernen, die
Selbstverständlichkeit (Spontanität im Atmen und im Stimmeinsatz) und
die Kontrollreduktion (keine Vorbereitungsphase).
Wirkt sich eine gestörte Sprechstimme auf die Sängerstimme aus?
Eine
„gestörte“ Sprechstimme, muss ein reduziertes Klangbild auch im Singen
aufweisen. Auf dem „Markt“ kann man damit mit Geschick eine Weile
bestehen. Irgendwann kann das Muskelsystem die Disbalance jedoch nicht
mehr ausgleichen. Es kommt zu Halsschmerzen, im schlimmsten Fall zu
organischen Stimmstörungen. Heiserkeit der Sprechstimme nach dem
Singen kann jedoch zweierlei Ursachen haben. Entweder man hat zu viel
Druck aufgebaut (meist geht das mit Halsschmerzen einher) oder die
Schleimhaut wies beim Singen ein so grundsätzlich anderes, reicheres
Schwingungsmuster auf, dass das gewöhnliche Sprechmuster nicht gleich
aufschließen kann (Halsschmerzen treten nicht auf). In diesem Fall
sollte man versuchen, die Errungenschaften der Singstimme direkt auf
die Sprechstimme zu übertragen. Die „Heiserkeit“ müsste dann direkt
verschwinden bei gleichzeitiger Klangerweiterung der Sprechstimme. Wodurch ist eine gestörte Stimme gekennzeichnet (sowohl Gesang als auch Sprache) und wie geht die Lichtenberger® Methode damit um?
Der
Atem- und Gewebsdruck ist so stark, dass die Stimmlippen nicht richtig
schließen können und die Schleimhaut nicht unabhängig schwingen kann.
Das Gewebe ist fest und undurchlässig, und damit nicht resonanz- bzw.
vibrationsfähig. Kommen viele Probleme zusammen, kommt es zu
Stimmstörungen. Jedoch geht es auch bei „Gesunden“ um die
Durchlässigkeit im Gewebe und den noch effizienteren Stimmbandschluss.
Denn es ist z.B. nicht nur wichtig, dass die Stimmlippen sich
schließen. Es ist von entscheidender Bedeutung wie „innig“ sie das tun
und ob sie sich auch in der Tiefe (hinten-unten) berühren. Deshalb
gibt es keine entscheidenden methodischen Unterschiede beim
Unterrichten von gesunden und kranken Stimmen. Leitfaden ist immer der
Klang, den es zu entschlüsseln gilt.
Gibt es viele Sänger,
die ihre Sprechstimme falsch behandeln, ohne es zu wissen oder ist das
Bewusstsein für die Sprechstimme aufgrund täglicher Auseinandersetzung
mit der Singstimme größer als bei Nicht-Sängern?
Grundsätzlich
fällt bei vielen Sängern auf, dass sie eine bestimmte Weitstellung des
Ansatzrohres gebrauchen, um eine klangvolle Sprechstimme zu haben.
Damit erweitern sie tatsächlich den inneren Klangraum, jedoch sind
dessen Wände (das Gewebe) fest gestellt und nicht schwingungsfähig.
Wichtig wäre hier wieder an der Durchlässigkeit des Gewebes zu
arbeiten, denn damit erweitert sich der akustische Raum automatisch und
das völlig aufwandslos. Das Klangergebnis weist dann mehr Schwingungen
auf. Die Sprechstimme ist nicht nur lauter, sie hat auch mehr
Klangspektrum.
Wie wirkt sich die Psyche auf den Sänger
aus (im Hinblick auf die existenziellen Stressfaktoren, die sich im
Sängeralltag ergeben: Konkurrenz, Profilierung etc.)? Kann die Lichtenberger® Methode dem entgegenwirken oder kommt es eher zu einem Zwiespalt zwischen Ästhetik und Leistung?
Wie
oben erwähnt ist äußerer Druck ungünstig für die Stimmentwicklung. Ist
ein Sänger weit fortgeschritten, kann er möglicherweise mehr bei sich
und mehr im Dialog mit sich bleiben. Mit der Lichtenberger® Methode hat
er entscheidende Erfahrungen gemacht. Hier ist er gewohnt, mit sich in
Kontakt zu kommen. Gelingt es z.B. auf den inneren Klangraum zu hören,
ist man sogar weniger von der äußeren Raumakustik abhängig. Der innere
Klangraum bietet so etwas wie eine Sicherheit. Das kann sehr ruhig und
gelassen machen. Wichtig ist bei Aufregung, nicht zu kämpfen, denn das
Gewebe versteift dann noch mehr. Möglicherweise ist eine anfängliche
Bewegung in der Stimme weniger schlimm, als ein fester (weil starrer)
Stimmklang (das Zittern kann vielleicht auch gar nicht unterdrückt
werden und so wird es durch zu festes Gewebe nur noch stärker). Normalerweise sagt man: wie die Stimmung, so die Stimme. Das
stimmt dann, wenn wir den Einfluss von Psyche und Körper auf die Stimme
betrachten. Jedoch kann eine vibrationsreiche Stimme auch günstig auf
den Körper wirken. Eine mögliche Herangehensweise könnte die Frage
sein: Wie erlebt das Zwerchfell diese Schwingung? Damit das Zwerchfell
diese Schwingung überhaupt erleben/aufnehmen kann, muss es einen
anderen, durchlässigeren Zustand annehmen. Wenn das gelingt, verliert
es an Festigkeit. Das hat jetzt z.B. Folgen für den solar plexus, der
in Zwerchfellnähe ist. Das wiederum entspannt das Gemüt. Schließlich
sammeln sich spürbar im Oberbauch (solar plexus) all unsere Emotionen.
Diese Art der Körper/Klang-Arbeit führt zu einer positiven
Beeinflussung der Psyche durch den Klang. Ich denke, es bleibt eine
Lebensaufgabe, dass sich ein Sänger auf der Bühne von dem dort
herrschenden Druck vollkommen unabhängig fühlt.
Arbeitet die Lichtenberger® Methode mehr am Körper als die konservative Gesangsausbildung?
Jeder Gesangslehrer wird Körperübungen in seinen Unterricht einbauen. Entscheidend
ist hier wie immer das Bewusstsein. Wenn die Übungen mechanisch oder
sportlich absolviert werden, kann keine echte Körperbeziehung entstehen. Außerdem
hält sich hartnäckig das Gerücht, ein lockerer Körper wäre die Lösung.
Dabei geht es um Tonisierung. Das ist weder zu festes noch zu schlaffes
Gewebe, da es sonst nicht schwingen kann. Zu Beginn der Forschungen
am Lichtenberger® Institut in den 80er Jahren hat man viele
körpersensibilisierende Methoden und dessen Einfluss auf die Stimme
untersucht und Folgendes festgestellt: „Körperdifferenzierung kann im
Hinblick auf Musikausübung nur wirkungsvoll sein, wenn auch der Klang
(und dessen Wahrnehmung) sich differenziert bzw. komplexer wird“ (aus:
Musikpäd. Forschungsberichte 1996, Verlag Wißner). Körperübungen am
Lichtenberger® Institut sind stets verbunden mit Fragen nach der
differenzierten Klangbeziehung und -wahrnehmung des Sängers.
Könnte die Methodik in eine Studienordnung aufgenommen werden? Wäre das sinnvoll? Sollte
es in musikalischen Ausbildungsstätten Lichtenberger® Dozenten geben,
die sich speziell mit dieser Arbeit beschäftigen oder ist es eher als
eine ergänzende Ausbildung zu betrachten?
Es wäre zu
begrüßen, wenn sich Ausbildungsstätten für die Lichtenberger® Methode
interessieren würden. Die Bedürfnisse sind da. Möglicherweise würde das
zu einem allgemeinen Umdenken in der Sängerwelt beitragen, in der viele
unter dem täglichen Druck leiden und dabei etwas Sinnliches, nämlich
Musik ausüben wollen. Vielleicht trüge es dazu bei, den Klängen und
damit der Musik durch mehr Schwingungsreichtum echte Lebendigkeit zu
verleihen und damit unsere Ursehnsucht nach tiefer Berührung mit uns
und der Musik zu stillen.